Plötzlich digital! Zur Umstellung von offline auf online

Durch die Corona-Krise hat die Digitalisierung flächendeckend an Fahrt aufgenommen. Plötzlich müssen auch Menschen, die nicht als digital Natives sozialisiert wurden, sich mit den digitalen Möglichkeiten auseinandersetzen, um weiter lehren, lernen, praktizieren, beraten bzw. beruflich und privat kommunizieren zu können. So erging es mir – und vielleicht gehören Sie ja auch dazu.

Alle, die berufsbedingt viel mit Menschen und unmittelbarer Begegnung zu tun haben, finden sich quasi von heute auf morgen in einer Situation wieder, in der das direkte Gegenüber, die gemeinsame Präsenz, der persönliche Kontakt von Angesicht zu Angesicht kaum mehr möglich sind. Zwar stehen genügend Anbieter für Videokonferenzen bzw. Online-Meetings zur Verfügung, aber egal, welches man nutzt oder bevorzugt, so haben sie doch alle eines gemeinsam: Sie sind kein Ersatz für eine Face-to-Face-Situation, denn die digitale Kommunikation unterscheidet sich in vielen bedeutsamen Aspekten von der analogen – nicht nur wegen der technischen Stolperstellen.

Der Blickkontakt

Es ist vor allem die Kommunikationssituation selbst, die uns vor neue Herausforderungen stellt. Da wäre zum einen der fehlende Blickkontakt: Das Gefühl, direkt angeschaut zu werden, ergibt sich erst, wenn das Gegenüber direkt in die Kameralinse schaut. Umgekehrt fühlen sich unsere Gesprächspartner erst von uns angeschaut, wenn wir gezielt in die Kamera blicken. Und diese befindet sich mal über mal unter dem Konterfei unseres digitalen Gegenübers. Bei dieser Blickrichtung können wir aber nicht auch gleichzeitig die Mimik und Gestik des Gegenübers wahrnehmen. Die Gleichzeitigkeit von Blickkontakt und mimisch-gestischer Kommunikation ist also nur möglich, wenn wir die Perspektive immer wieder rasch wechseln – mal in die Kamera, mal auf das Videobild schauen. Diese Herausforderung in Verbindung mit dem starren Blick auf den erleuchteten Bildschirm ist sehr anstrengend für das Auge und erfordert eine ungeheurere Konzentration. Unter anderem aus diesem Grund ist für eine so gestaltete Kommunikation eine maximale Dauer von 90 Minuten empfohlen eher weniger. Danach sollte unbedingt eine Pause eingeplant werden.

Das Drumherum

Hinzu kommt die veränderte Rahmensituation, in der sich die Kommunizierenden gegenseitig bzw. voreinander präsentieren. Insbesondere bei wichtigen Terminen, in denen es auf einen positiven sympathischen Auftritt ankommt – z.B. bei Kundenkontakten, bei Vorstellungsgesprächen oder auch bei der Akquise – hat auch das im Video sichtbare Ambiente eine Wirkung. Dass das äußere Erscheinungsbild ebenso wichtig ist wie bei einem klassischen Treffen, dürfte eine Binsenweisheit sein. Aber dass auch der Hintergrund, die Lichtverhältnisse und der Bildausschnitt für die  Außenwirkung zu berücksichtigen sind, dessen sind sich viele nicht bewusst. Eine wichtiger psychologischer  Effekt ergibt sich außerdem durch die Wahl der Kleidung: Es wird empfohlen, sich komplett so anzuziehen, wie Sie bei einem Face-to-Face-Meeting erscheinen würden – einschließlich Schuhwerk. Die eigene aktive professionelle Rolle – z.B. als Beraterin, Kundenbetreuer oder auch in einem Vorstellungsgespräch – kann dadurch eher verinnerlicht und authentischer ausgefüllt werden, als wenn ausschließlich der Oberkörper mit Businesskleidung ausgestattet ist, die Beine aber in einer Jogginghose oder die Füße in Flip-Flops stecken.

Nicht zu unterschätzen ist auch die richtige Vorbereitung: Wenn ein Meeting 60 oder sogar 90 Minuten dauert, sollten Sie sich gut gerüstet zeigen. Das beginnt damit, dass potentielle Störungen durch z.B. Telefonklingen, Verkehrslärm, Haustiere etc. für diesen Zeitraum ausgeschlossen werden sollten, es setzt sich fort in der Versorgung mit Hustenbonbons und/ oder Trinkwasser in Reichweite und wird abgerundet durch  einen letzten Toilettengang, bevor man sich einige Minuten vor der verabredeten Zeit möglichst entspannt an den vorbereiteten Platz setzt.

Wenn Sie diese ausgewählten kommunikativen Aspekte beachten, können Sie Ihren Video-Meetings – auch als Neuling – entspannt entgegen sehen.

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